Ipogeo di San Salvatore

Bei dem Ipogeo di San Salvatore handelt es sich genau genommen um ein Brunnenheiligtum, das sich unterhalb einer Kirche in dem Dorf Cabras in der sardischen Provinz Oristano befindet. Cabras liegt auf der Sinis-Halbinsel, die ohnedies für ihre Häufung an Sehenswürdigkeiten bekannt ist. Der Bau des Ipogeo di San Salvatore wird der Nuraghenkultur zugeschrieben, die für ihren Wasserkult und die damit verbundenen Brunnenheiligtümer bekannt ist. In anderer Funktion wurde das Ipogeo di San Salvatore aber anschließend auch noch von den Puniern und schließlich von den Römern genutzt, die vor Jahrhunderten nacheinander über Sardinien herrschten.

Die heutige Namensgebung des Ipogeo di San Salvatore geht ebenfalls auf die Römer zurück, welchen Namen und ob das Brunnenheiligtum früher überhaupt einen Namen trug, ist hingegen nicht überliefert. Eine sichere Erkenntnis ist nur, dass die Römer in dem Raum, der sich in einem unterirdischen Gewölbe befindet, den Herkules Sotér verehrten, dessen Name später in Christus Salvator geändert wurde, womit das Bauwerk seinen Namenspaten hatte. Im mittleren bis späten 17. Jahrhundert erfuhr das Ipogeo di San Salvatore eine weitere Umwidmung und wurde über mehrere Jahrzehnte hinweg als Gefängnis genutzt. Zu den am besten erhaltenen Einrichtungsgegenständen des Ipogeo di San Salvatore gehört neben dem Brunnen ein christlicher Altar.

Die Kirche, die heute über dem Ipogeo di San Salvatore liegt, wurde erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts gebaut. Seither wird das Ipogeo di San Salvatore nicht mehr genutzt. Während des traditionellen Festes “Corsa degli Scalzi“, übersetzt etwa Lauf der Barfüssigen, steigt die Kirche zum Wallfahrtsort für Gläubige aus ganz Europa auf. Das Fest “Corsa degli Scalzi“ findet alljährlich im September statt.

Für die Unterbringung der Pilger stehen in der unmittelbaren Umgebung der Kirche mehrere, kleine Häuser bereit, die sogenannten Combessias. Die Combessias stehen das ganze Jahr über leer und werden speziell für diesen Anlass hergerichtet.

Die Kirche von Cabras diente auch schon als Filmkulisse für den ein oder anderen Western, die in Italien vor allem in den 1970er-Jahren Hochkonjunktur hatten und wie reife Pilze aus dem Boden schossen.