Bei der Nekropole Anghelu Ruju, die nördlich von Alghero ziemlich genau zwischen dem Stadtgebiet und dem Flughafen zu finden ist, handelt sich nicht nur um die größte Nekropole auf Sardinien, sondern auch um eine der bedeutendsten Nekropolen im gesamten Mittelmeerraum. Die Nekropole Anghelu Ruju wurde im Jahr 1903 von Antonio Taramelli entdeckt, der anschließend mehrere Jahre seiner Arbeit ausschließlich der Ausgrabung seines historischen Fundes widmete. Schon relativ bald wurde klar, dass sich die Arbeit gelohnt hatte, da die Nekropole im Unterschied zu fast allen anderen Nekropolen, die man bisher im Mittelmeerraum freigelegt hatte, nicht zum Ziel frühzeitlicher Plünderungen wurde und daher noch vollständig war.
Die Nekropole Anghelu Ruju, die Anfang der 1990er-Jahre für den Tourismus präpariert und eingezäunt wurde, besteht im Wesentlichen aus 37 Domus de Janas und einem kleieneren Einzelgrab. Bei der Anordnung der Nebenkammern hat man scheinbar keinen großen Wert auf ein einheitliches Erscheinungsbild gelegt, da diese ohne erkennbares System von der länglich verlaufenden Hauptkammer abzweigen. Die teilweise kunstvoll dekorierten Wände der Kammern haben sichtlich unter den Witterungseinflüssen gelitten und sind eher schlecht erhalten. Der Zugang zu den meisten Kammern der Nekropole Anghelu Ruju bei Alghero ist über Treppen oder Schächte möglich.
Als Nutzer der Nekropole kommen nach heutigen Erkenntnissen die Mitglieder der Ozieri-Kultur, die vor rund 5.000 Jahren auf Sardinien weit verbreitet war, und anschließend die Bonnanaro-Kultur in Betracht. Nachdem die Nekropole mehrere Jahrhunderte verwaist blieb, wurde sie offensichtlich auch von der Glockenbecher-Kultur genutzt. Die Glockenbecher-Kultur spielte auf Sardinien zwar nur eine sehr untergeordnete Rolle, dennoch lassen sich einige Funde mit ziemlicher Sicherheit dieser ansonsten eher auf dem europäischen Festland verbreiteten Kultur zuordnen.
Die meisten Funde, die in der Nekropole Anghelu Ruju bei Alghero gemacht wurden, stammen von der Glockenbecher-Kultur. Dabei handelt es sich vor allem um Dolche, Perlen, Keramikarbeiten, Knöpfe und Armschutzplatten. Insbesondere die beiden letztgenannten Funde waren speziell für die Glockenbecher-Kultur typisch. Die Funde sind allerdings nicht direkt in der Nekropole Anghelu Ruju oder Alghero ausgestellt, sondern im Nationalmuseum von Cagliari. Ein Teil der Artefakte ist auch Museo Sanna in Sassari zu sehen.
Foto: (under СС for commercial work) nyaa_birdies_perch/flickr.com
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