Sardinien ist mehr als „nur“ Urlaub, Sonne, Meer und Strand: Die Mittelmeerinsel war und ist auch die Heimat von über die Landesgrenzen bekannten Autoren und Schriftstellern, und Sardinien trat schon häufig als Schauplatz literarischer Werke in Erscheinung.
Die erste Literatur-Nobelpreisträgerin aus Italien war die von Sardinien stammende Grazia Deledda (1871-1936). Mit ihrem weltbekannten Roman „Schilf im Wind“ konnte sie eine riesige Leserschaft für sich gewinnen. Ebenfalls zu den großen Schriftstellern Sardiniens zählt Elio Vittorini (1908-1966), der im Jahr 1936 seine Reisedokumentation „Sardinien, ein Land der Kindheit“ herausbrachte. Einer der bekanntesten sardischen Literaten ist Gavino Ledda (geb. 1938), dessen Autobiografie „Padre Padrone“ (zu Deutsch: „Mein Vater, mein Herr“) hoch oben in den internationalen Bestsellerlisten landete und dessen Verfilmung im Jahre 1977 die Goldenen Palme der Filmfestspiele von Cannes gewinnen konnte.
Nun scheint auf Sardinien ein neuer literarischer Stern aufzugehen: Setzt die junge Schriftstellerin Michela Murgia (38) die illustre Reihe der großartigen Schriftsteller aus Sardinien fort? Im Wagenbach Verlag ist nun ihr Erstlingswerk „Accabadora“ erstmals in Deutschland erschienen. Michela Murgia wurde in Cabras auf Sardinien geboren und unterrichtete nach ihrem Studium der Theologie zunächst als Religionslehrerin an einer Schule. Nachdem Murgia mehrere Jahre lang in der Modestadt Mailand lebte, zog es die Schriftstellerin nun wieder in ihre Heimat Sardinien.
In dem Debütroman von Murgia, dessen Handlung in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts in dem fiktiven Dörfchen Soreni auf Sardinien angesiedelt ist, dreht sich alles um die Hauptperson, die sechs Jahre alte Maria Listru, die von ihrer leiblichen Mutter an eine andere Frau „weitergegeben“ wird. Bis vor kurzem war dies auf Sardinien eine durchaus übliche Adoptionspraxis, die unter der Bezeichnung "fillus de anima“ (Kinder der Herzen) bekannt ist. Murgia selbst ist ein „Kind der Herzen“ und widmet ihr Erstlingswerk „Accabadora“ ihren beiden Müttern. Bei dieser Form der Adoption übergibt eine Mutter ihr Kind an eine Frau, die keine eigenen Kinder bekommen kann. Das Kind darf aber jederzeit seine leibliche Mutter und seine Familie besuchen.
Christian Bathen
Datum: 12.12.2010
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